Leben ist stetige Veränderung. Wir werden gezeugt und geboren, beginnen zu laufen, verlassen das gewohnte Umfeld und gehen in die Schule, werden fertig, finden einen Job, wechseln diesen, finden die große Liebe und finden sie nach ein paar Jahren in jemand anderem wieder. Das Leben ist ein stetiger Fluss und damit eine ständige Veränderung, denn, wie ein Sprichwort sagt: “Man kann niemals zweimal in den selben Fluss steigen.” Auch, wenn wir uns das wünschen und wenn dies in uns ein Gefühl von Sicherheit erzeugt, das wir gern hätten, das es jedoch nicht gibt.
Nichts bleibt jemals genauso wie es ist. Alles entwickelt sich weiter und das ist gut so. Denn ohne Veränderung würden wir nicht wachsen. Wir würden uns nicht weiterentwickeln, wir würden keine neuen Erfahrungen machen. Der einzige endgültige Zustand ist der Tod.
“Leben heißt Veränderung, sagte der Stein zur Biene und flog davon.”
Der systemisch-phänomenologische Ansatz, mit dem ich arbeite, geht davon aus, dass Menschen immer bestmöglich handeln. Das bedeutet, dass wir immer mit den Ressourcen und Werkzeugen umgehen, die uns zum jeweiligen Zeitpunkt zur Verfügung stehen.
Zur Verfügung steht uns das, was wir bisher erworben haben, mitsamt aller Möglichkeiten und Blockaden (Glaubenssätze, Muster, Erfahrungen, etc.).
Wollen wir ein neues Ziel erreichen, so ist es oft notwendig, neue Werkzeuge zu erwerben und unsere Ressourcen zu erweitern. Und genau hier entsteht oft der Konflikt.
Der Stein (im oben genannten Zitat) könnte durch seine Prägung gelernt haben, dass Steine nicht fliegen können und immer auf dem Stück Erde verweilen müssen, auf dem sie entstanden sind. Er hat dadurch Glaubensmuster entwickelt, die das Ziel, fliegen zu können unerreichbar scheinen lassen.
Gleichzeitig ist da aber der Wunsch, auf einer anderen Wiese zu liegen. Während der Wunsch immer größer wird, wird es in diesem Glaubensmuster immer enger. Denn das Neue passt nicht in die Form des Alten – es ist zu groß. Hier beginnt es weh zu tun. Genauso geht es uns oft mit Veränderung.
Wir haben den Wunsch, etwas zu erreichen, müssen dafür aber das Bekannte verlassen, Glaubensmuster über Bord werfen und aus unserer Komfortzone gehen. Wir bekommen Angst, werden wütend, weil es mit meinen vorhandenen Ressourcen und Werkzeugen nicht leicht geht.
Ich falle in ein Gefühl des Mangels, denn gefühlt kann ich nur verlieren – entweder das, was ich habe, oder die Sicherheit, die das Bekannte mit sich bringt.
“Leben bedeutet Veränderung, Fortschritt, Entwicklung. Veränderung, Fortschritt, Entwicklung aber geschehen nur dann, wenn ich bereit und imstande bin, zu verlassen, fortzugehen, Mangel bewusst zu erleben.” – Karl Sendler
Veränderung, und damit das Leben an sich, wird also dann schwer, wenn wir uns gegen den Fluss stellen. Wenn wir uns an einer Stelle festhalten, aus Angst, die Kontrolle zu verlieren.
1. Bewusster Kontrollverlust
Wenn du spürst, dass Veränderung auf dich zukommt, sag bewusst Ja dazu. Du magst mit vielem Neuen konfrontiert sein und die Kontrolle tatsächlich eine Zeit lang verlieren, allerdings kannst du immer die Kontrolle darüber behalten, wie du darauf reagierst. Damit gehst du aus dem Gefühl der Ohnmacht und stärkst dich selbst.
2. Einlassen
Nicht alle Veränderungen sind schwer, doch manche, besonders große Veränderungen können zu Veränderungskrisen führen. Der Grund dafür ist, dass wir mit einer Situation konfrontiert sind, für die wir noch keine Ressourcen und Werkzeuge haben, die wir benutzen können.Gleichzeitig können wir das neue Selbstkonzept, die neuen Verhaltensmuster und die Problemlösungsstrategien, welche für die neue Situation notwendig sind, erst in der neuen Situation entwickeln. Daher ist es unabdingbar, sich auf die neue Erfahrung einzulassen.
Denn oft zeigt sich der Weg erst dann, wenn wir ihn gehen und im Gehen entwickeln wir Kraft.
3. Mindful Self-compassion
Achtsamkeit und Selbstmitgefühl sind in allen Lebenslagen tolle Begleiter, auch um gut durch Veränderungen zu kommen. Mindful Self-compassion bedeutet, sich regelmäßig Zeit zu nehmen um mit sich selbst in Kontakt zu gehen. Wenn du durch eine Phase der Veränderung gehst, nimm dir regelmäßig – am besten täglich – ein paar Minuten Zeit, in denen du ganz bewusst in dich rein hörst.
Setz oder leg dich dafür wo hin, wo du es gemütlich hast, schließe deine Augen, leg deine Hand auf dein Herz und nimm wahr, was in dir da ist. Das kann beispielsweise so aussehen:
“Ich spüre, dass ich nervös bin und mein gesamter Körper angespannt ist. Ich fühle mich überfordert und möchte weinen. Ich habe das Gefühl, dass ich das alles nicht schaffe und mir alles zu viel ist. Ich fühle mich völlig allein auf dieser Welt und unverstanden.”
Fühle, was in dir da ist, ohne zu urteilen. Sei einfach nur für dich da. Fühle dann, was du brauchst. Beispielsweise: “Ich wünsche mir eine Umarmung und ein Gespräch mit meiner besten Freundin. Ich wünsche mir, dass mir jemand zuhört. Ich wünsche mir, dass jemand für mich da ist.” Was sich umsetzen lässt, das setze um.
4. Routinen
Was in Zeiten von Veränderung unterstützend wirkt, sind Routinen. Routinen geben uns ein Gefühl von Sicherheit und vermitteln Vertrauen. Zumindest für diese Zeit(en) des Tages wissen wir, was auf uns zu kommt. Am besten etablierst du Routinen, die sich gut für dich anfühlen und leicht umsetzbar sind dann, wenn es dir gut geht.
5. Erinnere dich an deine Stärken
Wenn wir mit neuen Situationen konfrontiert sind und plötzlich alles anders wird, wenn unser Selbstkonzept, unsere Verhaltensmuster und Problemlösungsstrategien nicht mehr so funktionieren wie zuvor, weil sich alles verändert hat, können wir uns schnell klein und unfähig fühlen. Dabei vergessen wir, dass wir viele Stärken haben. Lenke deinen Fokus immer wieder von dem, was noch nicht ist, weg und hin auf deine Stärken.
Wie Tony Robbins sagt: “Energy goes where attention flows.” Konzentriere dich auf die Ressourcen und Werkzeuge, die du hast und benutze diese dafür, neue Strategien zu entwickeln und gut durch diese Zeit zu kommen.
Veränderungen sind nicht immer leicht, doch wir wachsen daran. Besinne und verlasse dich immer auf dich. Denn du bist deine Konstante im Leben.
Wenn du Unterstützung wünschst, dann melde dich gerne bei mir.