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Ich brauche Hilfe

Ich brauche Hilfe

Manchen fällt es leicht, bei jeder Kleinigkeit um Hilfe zu schreien, andere sind der festen Überzeugung, alles selbst können und machen zu müssen, weshalb erst alles zusammenbrechen muss, bevor um Hilfe gefragt wird. Die einen bräuchten mehr Mut, um Dinge selbst einmal zu probieren, die anderen bräuchten Mut, andere um Hilfe zu bitten. Gründe, Anzeichen und Hinweise zeige ich in diesem Artikel auf.

Der Satz “ich brauche Hilfe” kommt manchen leicht über die Lippen, andere grübeln tage- und wochenlang, leiden, scheitern unzählige Male, bevor sie sich eingestehen können, dass eine helfende Hand, ein offenes Ohr oder Rat ihnen weiterhelfen kann. Egal zu welcher dieser beiden Gruppen du dich zählst, es ist weder das eine noch das andere gut oder schlecht. Es gibt lediglich Vor- und Nachteile des jeweiligen Verhaltens.

Die Ursachen für dein Verhalten

Wie (beinahe) alles auf dieser Welt hat auch dein Verhalten eine Erklärung. Unabhängig davon, ob du schwer oder leicht um Hilfe bitten kannst, ob du zu oft oder zu wenig um Hilfe bittest – dass du dich verhältst wie du dich verhältst hat sich in deiner Kindheit so entwickelt.

Bist du es gewöhnt, dass du bei allem um Hilfe bittest, so ist es sehr nahe liegend, dass du in deiner Kindheit die Sätze “du bist noch zu klein”, “das kannst du nicht”, “pass auf, dass…” oder ähnliche immer wieder gehört hast. In deinem Unterbewusstsein hat sich der Glaube manifestiert: “ich kann das nicht”. Oder du hattest einen Elternteil oder eine andere Bezugsperson, deren Verhalten du sehr genau beobachtet und übernommen hast. Hast du erlebt, wie eine Bezugsperson der festen Überzeugung war, Dinge nicht zu können, immer jemanden um Hilfe zu bitten, hat sie innere Überzeugungen “das ist Männerarbeit/das ist Frauenarbeit”, “das kann ich sowieso nicht” wiederholt ausgesprochen und gelebt, dann hast du dieses Verhalten als Kind kopiert. Wie Wissenschaftler wie Dr. Hüther, Dr. Bruce Lipton, etc. betonen, lernen wir von unserem Umfeld. Als Kind sind wir von unserem Umfeld abhängig, da sie unser Überleben sichern.

Im gegenteiligen Fall verhält es sich gleich. Wenn es dir besonders schwer fällt um Hilfe zu bitten, wurden deine Bitten um Hilfe in der Kindheit möglicherweise ignoriert, du hast gehört “jetzt stell dich nicht so an”, “du musst stark sein” und hast eine Weltansicht gezeigt bekommen, bei der es um Macht und Kampf geht und nur der stärkste und härteste überlebt. Oder du hast eine Bezugsperson erlebt, die immer alles alleine machen musste (z.B. einen alleinerziehenden Elternteil) und hast diese erlebte Wirklichkeit als globale Realität angenommen.

Und dann gibt es noch den Fall, dass du gelernt hast, Dinge auszuprobieren, neugierig zu sein, du durftest experimentieren und hast in deinem Umfeld erlebt, wie geforscht wurde, wie Fehler passieren durften, wie man sich auf die Gemeinschaft verlassen konnte, dass du stark genug bist, um Dinge zu versuchen und dass es kein Fehler ist, andere um deren Unterstützung zu bitten.

Die Ursache liegt in den ersten Lebensjahren, doch handlungsfähig bist du Jetzt

Der Großteil unserer Verhaltensweisen wird in den ersten Lebensjahren festgelegt. Viele Programme laufen seither unterbewusst ab und beeinflussen unser Verhalten und damit unseren Alltag.  Du brauchst dich jedoch nicht als Opfer deiner Umgebung und deiner Erziehung zu sehen. Es hat dich dazu gemacht, wer du bist.

Den Rest deines Weges beeinflusst du.

Wie bei allem geht es darum, eine Verhaltensweise bewusst wahrzunehmen und bewusst zu verändern.

Geht es darum, dass du zu schnell um Hilfe schreist, dann kannst du an deinem Selbstvertrauen und Mut arbeiten. Geht es darum, dass es dir schwer fällt um Hilfe zu bitten, dann kannst du daran arbeiten, dich nicht als Einzelkämpfer_in zu sehen, sondern die Möglichkeiten, die Gemeinschaften bieten, auszuschöpfen.

Versuchst du dir mögliches, doch ist dir bewusst, dass Hilfe manchmal angebracht ist, dass es Experten für bestimmte Dinge gibt, die dich unterstützen können, dann weißt du, dass du auf einem guten Weg bist und dein Umfeld mit diesem Wissen unterstützen kannst.

Nimm dir Zeit für Bewusstheit

Der Alltag ist laut, unsere Verhaltensweisen größtenteils automatisiert. Da ist es nicht selbstverständlich, anzuhalten und die Handlungsweisen zu beleuchten. Warum mache ich das eigentlich so? Fühle ich mich wohl mit diesem Verhalten, oder möchte ich es gerne ändern? Ist mein Verhalten noch zeitgemäß – passt es noch zu meinem derzeitigen Leben?

Dies sind Fragen, die Ehrlichkeit in deinen Alltag bringen und Raum für Veränderung. Du kannst herausfinden, warum du die Sachen so machst, wie du sie machst, und ob es sich so wie es ist, gut anfühlt für dich. Und wenn nicht, dann kannst du es verändern – alleine und/oder mit Hilfe von Expert_innen – sodass du dein Leben so lebst, wie es sich für dich gut und richtig anfühlt. Denn auch wenn du dich in der Kindheit an dein Umfeld anpassen musstest, da du von ihm abhängig warst, so kannst du dich heute als Erwachsene_r ganz bewusst für dich, deine Art, die Dinge zu erledigen und dein Leben zu leben, entscheiden.

Die Welt ist voll mit unterschiedlichen Arten und Weisen, die Dinge zu tun, das Leben zu leben. Du kannst dich jederzeit von anderen Systemen inspirieren lassen und die für dich passendsten Weisen etablieren.

Auch andere Mütter/ andere Kulturen/ andere Länder haben ihre Tricks und Besonderheiten und es ist erlaubt, sich das herauszupicken, was einem am besten gefällt.